Kultur

Spielplan des Tanztheaters Pina Bausch 2022/2023

Ensemble als Kraftspender

Boris Charmatz
(Quelle: Sebastian Dolidon)
GDN - Die scheidende Intendantin Bettina Wagner-Bergelt sowie der neue Intendant Boris Charmatz präsentierten im Rahmen einer Pressekonferenz vergangene Woche den Spielplan des Tanztheaters Pina Bausch für die Saison 2022-2023.
„Als Vertreter der sogenannten Konzeptkunst arbeitet Boris Charmatz neben eigenen choreographischen Arbeiten seit vielen Jahren an von ihm neu entwickelten Produktionen. Boris Charmatz wird das Ensemble des Tanztheaters über von ihm entwickelte Großprojekte und vor allem auch über eine viel intensivere Verankerung der Arbeit des Ensembles in der Stadtgesellschaft in seiner Kreativität fördern, weiterentwickeln und ganz neu Horizonte eröffnen. Eine große Bereicherung für die Stadt Wuppertal und das Tanzland Nordrhein-Westfalen.“ Mit diesen verheißungsvollen Worten begrüßte Kulturdezernent Matthias Nocke den neuen Wuppertaler Intendanten Boris Charmatz.
Die von Bettina Wagner-Bergelt, Roger Christmann, Robert Sturm und Boris Charmatz kollektiv entwickelt Saison 2022-2023, versteht sich als eine Saison des Übergangs.
Als Scharnier zwischen den Spielzeiten 2021/22 und 2022/23 fungiert eine Kooperation mit dem Von der Heydt-Museum. Am 21. August findet die Eröffnung der Ausstellung mit Werken der Amerikanerin Senga Nengudi statt. Julie Anne Stanzak wird dort an einem Tag im Monat eine tänzerische Intervention in legendären, aus Damenstrumpfhosen gefertigten Skulpturen Senga Nengudis zeigen.

Neben zahlreichen Wiederaufnahmen von Stücken Pina Bauschs wird das Ensemble drei Neueinstudierungen zentraler Werke der Choreographin zeigen: Café Müller, Kontakthof sowie die Internationale Koproduktion Água.
Internationale Gastspielreisen führen das Ensemble nach Luxemburg, Helsinki, Ottawa, Montreal, New York, Ludwigsburg, Montpellier und Paris.
Ein Highlight der Spielzeit 2022/2023 wird der erste gemeinsame dreiteilige Abend der Pina Bausch Foundation und des Tanztheater Wuppertal mit einer Wiederaufnahme und einem Gastspiel: Das Wuppertaler Ensemble zeigt mit Café Müller ein weiteres Schlüsselwerk von Pina Bausch von 1978. Es wird die erste Wiederaufnahme unter Leitung des neuen Intendanten Boris Charmatz und ist eine der seltenen Gelegenheiten das Stück zu Musik von Henry Purcell mit Orchester und SängerInnen zu sehen.

Malou Airaudo, Germaine Acogny
Quelle: Marten Vanden Abeele © Pina Bausch Foundation
Im Duett common ground[s] (2021) begegnen sich die senegalesische Tänzerin Germaine Acogny und Malou Airaudo, ehemals TTW. TänzerIinnen aus 13 afrikanischen Ländern tanzen dann Pina Bauschs Meisterwerk Das Frühlingsopfer (1975) zur Musik von Igor Stravinsky. In Wuppertal wird das eigens für diese Produktion zusammengestellte Ensemble zum ersten Mal mit Orchester auftreten.
Das erste große Projekt, gezeichnet von Boris Charmatz, mit dem Titel Wundertal, zu dem auch eine große Performance auf einer Straße der Stadt mit 200 TänzerInnen, Laien, Studierenden und SchülerInnen der Stadt und aus der Umgebung gehören wird, ist für Mai 2023 angekündigt. „Vielleicht wird es regnen, vielleicht wird es windig oder zu heiß sein. Auf jeden Fall wird dieses Event einen Vorgeschmack von dem geben, was wir in Zukunft ausprobieren und planen werden. Das Ensemble wird ein unglaublicher Kraftspender sein, um die Körper und die Stadt Wuppertal in Bewegung zu versetzen.“
Rolf-Jürgen Koester, Aufsichtsratsvorsitzender der Tanztheater Wuppertal Pina Bausch GmbH, würdigte die Arbeit von Intendantin Bettina Wagner-Bergelt, die im Sommer 2022 das Ensemble verlässt.
„Wir sind Bettina Wagner-Bergelt sehr dankbar, dass sie sich 2018 so kurzfristig entschieden hat, das Ensemble in diesen sehr schwierigen Zeiten und stürmischen Jahren zu unterstützen und zu begleiten. Ein Ensemble, das zerrissen war zwischen der Trauer um den plötzlichen Tod von Pina Bausch, dem Anspruch das Werk lebendig zu halten und weiterzutragen und der Sehnsucht nach kreativen Prozessen und neuen Impulsen.“
Bettina Wagner-Bergelt setzte den Fokus während ihrer Intendanz von 2019 bis 2022 auf eine Öffnung des Ensembles und die Neuorientierung der Besetzungs- und Einstudierungsprozesse, auf eine kontextualisierte Repertoire- und Werkzyklusbildung und auf die Ermöglichung neuer Erfahrungen jedes Einzelnen in der Arbeit mit anderen Künstlern. Sie initiierte zahlreiche Kooperationen mit lokalen und internationalen KünstlerInnen und Institutionen. Über Diskussionsforen in unterschiedlichen Konstellationen weckte sie das Interesse an aktuellen Diskursen über Alter im Tanz, Genderfragen, Postkolonialismus, Rassismus und Nachhaltigkeit.
„Ein großes Anliegen war mir auch die künstlerische und personelle Situation des Ensembles zu konsolidieren und jeden Einzelnen in seiner Entwicklung zu fördern und zu unterstützen. Dazu gehört auch, dass man seinen Ensemblemitgliedern ermöglicht, phasenweise in Produktionen von anderen Künstlern mitzuwirken oder eigene Arbeiten zu entwickeln und mehr“, sagt Bettina Wagner-Bergelt und „ich habe immer großen Wert darauf gelegt auf eine stärkere Vernetzung in die Stadt hinzuwirken. Es ist großartig, dass Boris Charmatz vorhat Wuppertal einzubeziehen in seine künstlerischen Projekte.“

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