Technik

Internet 3.0 - Wer nicht bezahlt, wird ausradiert

Das Internet wird zum Lobbynet


Bildmontage (Quelle: Roland Kreisel)
GDN - Im Mai dieses Jahres ist das Unfassbare passiert, wovor Fachleute eindringlich gewarnt hatten: Die US-Telekom-Aufsicht FCC (Federal Communications Commission) hatte einen weitreichenden Beschluss gefasst - die Einschränkung der Netzneutralität.
Damit wurde nun endgültig der Weg für ein Zwei-Klassen-Internet geebnet. In der Praxis bedeutet dies, dass es künftig in den USA eine kostenpflichtige Überholspur im Internet geben wird. Firmen, welche die großen Internetkonzerne finanziell unterstützen, werden automatisch besser gelistet. Man kann möglicherweise sogar davon ausgehen, dass freie und kostenlose Informationsseiten sogar nach und nach verschwinden könnten, da die Suchmaschinen nach Belieben zensurieren und zurückreihen können - und es vermutlich auch tun werden.
Doch das Internet ist auch hierzulande schon lange nicht mehr neutral. Macht man zum Beispiel bei populären Suchdiensten auf zwei verschiedenen Rechnern exakt dieselbe Suchabfrage, so bekommt man bereits jetzt zwei völlig verschiedene Ergebnislisten zu sehen. Der Grund dafür ist, dass im Internet längst niemand mehr anonym surfen kann. Das Internet wurde schon lange personalisiert, der Nutzer gläsern und das Surfverhalten bestens bekannt. Sämtliche Interessen, Vorlieben, Verhaltensmuster jedes Nutzers wird bereits heute von Suchdiensten archiviert und gespeichert und anhand derer bekommt man maßgeschneidert seine persönlichen Suchabfrageergebnisse.
Spätestens seit dem Jahr 2000 teilen sich die großen Internetriesen das Netz unter sich auf, Google/Youtube, Facebook, Amazon, Apple, Microsoft und E-Bay, um nur die wichtigsten zu nennen, sind die führenden Monopole und Marktbeherrscher. Schon alleine deshalb kann man schon längst nicht mehr von einem neutralen Internet sprechen. Denn Google und Co. bestimmen welche Informationen für uns die richtigen sind. Bedenklich ist dies speziell aus einem Grund, dass nämlich in Deutschland sowie auch in Österreich 90 Prozent der Internetuser nur eine Suchmaschine für ihre Informationsbeschaffung nutzen. So ergibt sich zwangsläufig eine eingeschränkte und nichtneutrale (Suchmaschinen-)Sicht auf die Realität.
Auch wenn Verbraucherschützer und IT-Firmen die Pläne für ein Zwei-Klassen-Internet scharf kritisieren, wird es an dem Vorhaben nichts ändern, denn zu mächtig sind die Konzerne, die das Sagen haben. Auch im EU-Parlament mussten die Befürworter der Netzneutralität im März dieses Jahres eine Niederlage hinnehmen. Denn der Industrieausschuss ITRE stimmte, mit 33 Ja-Stimmen gegen 23 Nein-Stimmen, für einen Entwurf über die Verordnung zum digitalen Binnenmarkt. Diese Verordnung sieht die Einrichtung von “Spezialdiensten“ für verbesserte Netz-Qualität vor. Damit akzeptiert der EU-Ausschuss ein Zwei-Klassen-Internet.
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